Erste Defekte, Grenzballett und Schwimmen im Pazifik

Lange hatte ich keine Möglichkeit mehr, hier eine Fortsetzung zu verfassen. Am 27.11. verlasse ich Cusco und mache mich auf den Weg in Richtung Chivay, dem Eingang in den Colca-Canyon. Die Fahrt nimmt zwei Tage in Anspruch, die Nacht verbringe ich endlich mal wieder zeltend in den Bergen und werde morgens von einem unglaublichen Wetter und einem genialen Bergpanorama geweckt, das wegen der Wolken abends so noch nicht erkennbar war.
Im Canyon begebe ich mich zum „Cruz del Condor“, allerdings bekomme ich die imposanten Raubvögel leider nur aus großer Distanz zu sehen, wie sie die Thermik am Morgen nutzen, um sich in große Höhe zu schrauben.
Auf dem Rückweg will ich mich auf den Weg zu einem Geysir machen, allerdings versagt nach ca. 5 km die Kupplung des Motorrads, als ich ein sehr steiles Stück auf dem unwegsamen Pfad zurücklegen will. Ein Pickup steht an eben diesem Punkt und ich treffe Sergio, der das Auto dorthin manövriert hat. Seine Begleiter sind weiter zu Fuß zum Geysir und wir warten auf deren Rückkehr. Sie bieten mir netterweise an, mich mit Motorrad mit dem Pickup nach Chivay zurückzunehmen. Dank dieses Glücklichen Zufalls kann ich das Motorrad schon am kommenden Morgen in Chivay reparieren lassen- neue Kupplungsscheiben, Ölwechsel und eine Stunde Montage kosten zusammen 30€.
Weiter geht´s in Richtung Bolivianischer Grenze, wobei mich der Weg durch hunderte Kilometer einsamer Gebiete führt, ich einen See durchqueren soll (durch den die „Straße“ läuft), aber nicht kann, da es zu tief für das Motorrad ist. Schlussendlich komme ich in Yunguyo, dem Grenzübergang nach Bolivien, an- kann aber nicht ausreisen. Ich benötige dafür ein temporäres Exportdokument, für dessen Erlangung ich zurück nach Puno reisen müsste (was ich nach drei Stunden Recherche in verschiedenen Agenturen herausfinde). Kurzfassung: ich entscheide mich, statt über Bolivien über Chile zu reisen und mache mich dahin auf den Weg. Die Einreise über Arica funktioniert dann auch unproblematisch und ich verbringe eine noch spektakulärere Nacht im Zelt als beim letzten mal. Ein unfassbarer Sternenhimmel. Die Distanz zwischen den Städten hier ist immens, in diesem Fall waren es gut 300 km zwischen den nächsten Tankstellen- das Motorrad hat eine Reichweite von ca. 250km! Zum Glück kann ich bei zwei Restaurantbesitzern, die mich an die Ludolfs erinnern, 5 Liter Sprit aus dem privaten Fass erwerben.
Auf dem Weg nach Iquique liegt noch Humberstone, eine verlassene Salpeterminensiedlung mit richtiger Western-Athmosphäre.
Nun bin ich in Iquique angekommen, einer Hafenstadt mitten in der chilenischen Wüste. Zum ersten mal schwimmen im Pazifik. Ich treffe zwei lustige Jungs am Strand, mit denen ich mir den Abend vergnüglich gestalte und mein Spanisch trainiere. Jetzt noch schnell die Sachen packen, das Motorrad vorbereiten und dann geht´s an der Küste nach Süden, ca. 300 km, bevor es in Richtung Südosten nach San Pedro de Atacama und in etwa einer Woche in Richtung der argentinischen Grenze gehen soll.

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