Cuzco – die Gringo- und Kulturmetropole Perus

Nachdem ich das Motorrad in Huanuco ausgiebig getestet habe ist es an der Zeit, mich auf den Weg zu machen. Meine Reiseutensilien passen so gerade in die dafür vorgesehene Gepäckrolle, Platz für Souvenirs, „typisch peruanische“ Klamotten und ähnliches bleibt also nicht.
Der erste Reisetag führt mich gleich über mehrere Hochpässe- gut ausgestattet mit Kartenmaterial von Toby. Die erste Nacht verbringe ich abseits der Straße zwischen zwei Hochpässen im Zelt, um meinen Schlafsack einem ersten Praxistest zu unterziehen. Mitten in der Nacht staune ich allerdings nicht schlecht, als ich einen Blick aus dem Zelt werfe und rund 20cm hohen Schnee sehe. Allerdings schmilzt dieser bis zum Morgen schon fast wieder komplett, so dass ich das Zelt problemlos packen und das Motorrad zurück auf die Straße manövrieren kann.
Die folgenden Tage folge ich dem Verlauf der Anden in Richtung Cuzco und passiere viele kleine Nebenstraßen, da die Hauptstraßen teilweise aufgrund von Erdrutschen unpassierbar sind. Auf den Nebenstraßen treffe ich von Zeit zu Zeit auf Lastwagen, welche wegen ihres schlechten Profils mitten im Nirgendwo warten müssen, bis es die „Straßen“-verhältnisse erlauben, weiter zu fahren, meine Reifen sind zum Glück grob genug für schlammiges Terrain.
In der Folge passiere ich Ayacucho, Pampas und weitere kleinere Städte, in welchen ich immer in den Hospedajes, den günstigsten Hostels , übernachte. Trotz sehr rudimentärer Spanischkenntnisse ist die Frage nach wegen, die Konversation in Restaurants und in den Straßenküchen ohne große Probleme möglich, auch ein Bisschen „woher und wohin“ funktioniert.

Unterwegs treffe ich noch unverhofft Hugo, einen Kanadier, welcher mit dem Motorrad auf dem Weg nach Ushuaia ist. Leider ist er mehr in Eile als ich und wir fahren nur eine kurze Strecke bis nach Cuzco gemeinsam. Er Bricht gleich wieder auf, um weiter in Richtung Bolivien zu fahren. Auf der Strecke sehen wir einen brandneuen Lastwagen, der „die Kurve nicht gekriegt“ hat. Übel mit anzusehen, die ganze Straße voll mit Diesel und der Lastwagen wohl komplett hinüber- glücklicherweise auf der Bergseite, nicht am Abhang…

Donnerstag vor einer Woche bin ich dann in Cuzco angekommen, wo ich im Hostel des gleichen Betreibers wie meines Hostels in Lima absteige. Es bietet die Möglichkeit, das Motorrad im Garten sicher unterzustellen und ist überdies sehr zentral gelegen (jeweils ein Block zur Sprachschule und zum Zentrum, der „Plaza de Armas“). Hier nehme ich nun zwei Wochen Individualunterricht bei Xavier, einem sehr engagierten und supernetten Katalanen. In der Grammatikübung habe ich einzuordnen, ob Katalonien zu Spanien gehört, über die Richtigkeit meines Vorschlags sind wir ausnahmsweise unterschiedlicher Meinung.
Cuzco bietet eine Menge an Kulturinput über die Geschichte der Inka, die spektakuläre Architektur ist komplett in das Stadtbild integriert.
Viele lokale Restaurants bieten selbst hier im unmittelbaren Zentrum Mittagstische zu 5 Soles, ca. 1,50€, an. Darin ist normalerweise eine Suppe, ein Hauptgericht und ein Getränk enthalten. Insgesamt fällt es mir hier leichter als Gedacht, im geplanten Budget zu bleiben.
Am vergangenen Wochenende stand dann die obligatorische Tour in Richtung Machu Picchu an. Ohne großartige Planung setze ich mich in den erstbesten Touristenbus, der mich nach Hidroelectrica, dem nächsten per Straße erreichbaren Punkt zum Machu Picchu (dem Berg, auf welchem das danach benannte historische Dorf liegt), bringt. Unterwegs treffe ich ein Kanadisches Paar, die die Tour bei einer Agentur gebucht haben, allerdings auch mit Blick auf das Budget. Daher folge ich ihnen in Aguas Calientes, dem Dorf unmittelbar unterhalb Machu Picchus, als sie von ihrem Guide zum Hostel gebracht werden und checke ebenfalls dort ein- dafür dass es ein ausschließlich vom Tourismus lebendes Dorf ist ist das Hostel sehr günstig, nur 6€ pro Nacht für ein Einzelzimmer mit eigenem Bad.
Am folgenden Morgen geht es bereits um vier Uhr hinauf auf den Berg. ich Genie habe in der Regenzeit für eine Tour im Regenwald was nicht mitgenommen? Genau, eine Regenjacke. Da ich nicht einsehe, den geschäftstüchtigen Verkäufern die dünnen Ponchos für 6€ das Stück (zum Vergleich: hier in Cuzco kosten sie 25 Cent) abzukaufen und es vorziehe, mich über meine eigene Blödheit zu ärgern (und auf den Lerneffekt zu hoffen) betrete ich das Gelände triefend vom Regen.
Augenblicklich verfliegt aber jeder Gedanke an nasse Klamotten u

nd lange Anfahrten und den Aufstieg- dieser Anblick macht es absolut mehr als wett! Unfassbar, was hier vor rund 500 Jahren auf die Beine gestellt und in der folge kaum bzw. nur kurz genutzt und dann sich selbst überlassen und vergessen wurde! Mit den Kanadiern stromere ich durch die Anlage und lasse die beeindruckenden Bauten auf mich wirken. Es ist deutlich weitläufiger und besser erhalten, als ich es erwartet habe. Im Laufe des Vormittags klart es dann zunehmend auf und ich besteige den Berg Machu Picchu selbst, leider ohne die Kanadier, die schon wieder zurück zum Bus müssen, ich selbst habe eine weitere Nacht in Aguas Calientes  gebucht, um in Ruhe den ganzen Tag nutzen zu können- und es lohnt sich! Der Ausblick ist atemberaubend, 360 Grad freie Sicht auf die umliegenden Berge und Täler.
Nach dem Abstieg bin ich von meinem ersten richtigen Workout ziemlich geschafft, gut 1000 Höhenmeter vom Tal bis auf die Bergspitze und das Erkunden des eigentlichen Dorfes haben gut Energie gekostet. Insgesamt bin ich mit rund 80€ für drei Tage inklusive Verpflegung, Unterkunft, Eintritt (Studententarif!) und Transport deutlich unter meiner Erwartung geblieben, es scheint sich also auszuzahlen, einiges an Organisation selbst zu übernehmen.
Seit heute geht es nun weiter bis Freitag mit dem Sprachkurs, darüber hinaus stehen noch einige Exkursionen in der Umgebung an und ab Freitag werde ich mich wahrscheinlich direkt aufmachen in Richtung Arrequipa, um die großen Canyons zu besichtigen, bevor es in Richtung Puno und Titicacasee weitergeht!